Biblebots

Mission Statement: Chatbots und Theologie/Mission

Mit freundlicher Genehmigung von Michael Kotsch übernommen.

Es gibt nur wenige Bereiche, die sich derzeit so rasant entwickeln wie die Künstliche Intelligenz. Was dabei am Ende herauskommt, das kann noch niemand mit Sicherheit sagen, ohne dabei ziemlich zu spekulieren. Einige träumen von einem Innovationsschub sondergleichen. Jetzt arbeiten nicht mehr nur menschliche Wissenschaftler an den großen Herausforderungen der Gegenwart, sondern auch Künstliche Intelligenz. Die ermüdet nie, lässt sich durch keine privaten Querelen beeinträchtigen und kennt auch keine Tarifverhandlungen. Manche erträumen sogar die Lösung der großen Menschheitsprobleme durch Künstliche Intelligenz. Wird sie nur mit den richtigen Daten gefüttert und trainiert, dann wird sie schon aufzeigen, wie man Kriege verhindern, ungerechte Sozialverhältnisse und das Gesundheitswesen verbessern, der Klimaerwärmung begegnen und politische Kontroversen vermeiden kann.

Andere prognostizieren den sicheren Weltuntergang, wenn man es verpassen sollte, Künstlicher Intelligenz schnellstens straffe Zügel anzulegen. Nicht ganz unbegründet verweist man dann darauf, dass KI eben keine Verantwortung für Entscheidungen übernehmen kann, dass sie auch keine Schmerzen fühlen und deshalb ohne Empathie und Mitgefühl reagiert.

Ein sogenannter Chatbot ist eine zwischenzeitlich weit verbreitete Anwendung Künstlicher Intelligenz. Darunter versteht man ein textbasiertes Dialogsystem, das Chatten (Gespräche) mit einem technischen System erlaubt. Mündlich oder schriftlich kann man dem Chatbot Fragen oder Aufgaben stellen. Aus dem zugrundeliegenden Datenbestand formuliert das System dann eine passende Antwort. Die findet sich nicht wörtlich in den eingespeisten Aufsätzen und Ausarbeitungen. Sie stimmt allerdings mit den darin geäußerten Überzeugungen überein. Vorhandene Informationen und Sichtweisen werden vom Chatbot kreativ auf neue Fragestellungen angewandt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem „virtuellen persönlichen Assistenten“.

Manche können oder wollen sich einfach nicht vorstellen, dass Künstliche Intelligenz in vielerlei Hinsicht durchaus ziemlich menschenähnlich reagieren kann. KI sammelt, beispielsweise durch einen  Chatbot, eben nicht nur die schon vorliegenden Informationen und fasst sie zusammen. Künstliche Intelligenz kann vollkommen Neues schaffen, neue Texte, neue Musikstücke und sogar neue Kunstwerke. Mit steigender Leistungsfähigkeit der KI nimmt auch die Qualität der von ihr erzeugten Ergebnisse beständig zu.

Für Christen stellt sich nun unter anderem die Frage, wie weit man Künstliche Intelligenz auch für Theologie, Gemeindearbeit und Evangelisation einsetzen kann. Einmal hängt das natürlich mit den Ressourcen zusammen, die man einem Chatbot zur Verfügung stellt. Wird das System mit bibeltreuen Daten gefüttert, dann gibt es gewöhnlich auch bibeltreue Antworten. Auch wenn der Betreiber nicht jeden Satz des Chatbot voraussehen kann, steckt er doch den Rahmen möglicher Antworten ab. In der richtigen Auswahl der zugrundeliegenden Daten kommt die von Gott geforderte Verantwortung des Betreibers zum Tragen.

Einwände gegen künstliche Intelligenz in Theologie, Gemeinde und Mission

Es gibt verschiedene pessimistische, aber auch durchaus realistische Bedenken gegen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz für christliche Lehre, Seelsorge und Evangelisation. So besteht beispielsweise eine ernstzunehmende Gefahr, dass mithilfe Künstlicher Intelligenz Irrlehren und Fake News in christlichen Kreisen gefördert werden. Das gilt allerdings auch für alle anderen Methoden der Informationsverarbeitung und Informationsverbreitung. In der gesamten Kirchengeschichte wurden gefährliche Irrlehren ziemlich erfolgreich auch mit Vorträgen, Büchern und Radiosendungen verbreitet.

Manche sind überzeugt, dass das Evangelium nur über persönliche Begegnungen weitergegeben werden kann; von Mensch zu Mensch sozusagen. Bei genauerer Überlegung muss diese Einschätzung aber relativiert werden. Schon heute hören Menschen auf die Worte längst verstorbener Propheten der Bibel oder auf die Gedanken von Luther und Wesley, wenn sie deren Schriften lesen. Wer dabei zu einer geistlichen Umkehr angeregt wird, der begegnet keiner lebenden Person sondern nur noch deren Worten. Trotzdem hat Gott die Gedanken dieser längst verstorbenen Gläubigen für seine Zwecke benutzt. Das funktioniert sogar, wenn der Leser nicht einmal weiß, von wem die Aussagen letztendlich stammen. Gottes Geist kann eben auch die Worte von Menschen gebrauchen, die gerade nicht persönlich mit dem betreffenden Fragesteller sprechen.

Man könnte argumentieren, dass der Heilige Geist nur durch Menschen und nicht durch ein Computerprogramm wirkt. Bei näherer Betrachtung ist dieser Einwand aber nicht wirklich überzeugend. Immerhin dürfte es einem allmächtigen Gott, der Gedanken lesen, Tiere und Steine zum Reden bringen (2Mose 22-30; Lukas 19, 40) oder die Zukunft vorhersehen kann, auch kein größeren Problem bereiten, die Verarbeitungsprozesse Künstlicher Intelligenz zu gebrauchen, wenn er das nur will. Christen sollten Gott nicht kleiner machen, als er sich in der Bibel zuverlässig geoffenbart hat.

Gegen den Einsatz Künstlicher Intelligenz könnte man einwenden, dass Chatbots keine „echten“ Gesprächspartner sind. Wenn man genau hinschaut, dann stimmt das natürlich; zumindest teilweise. Chatbots geben eben nicht nur weiter, womit sie gefüttert wurden. Sie formulieren und kombinieren die Antworten je nach Gesprächssituation auch neu, bezogen auf die gerade diskutierte Frage. Bisher erfinden Chatbots dabei aber keine neue Theologie. Sie können geistliche Aussagen auch nicht zu eigenen Zwecken missbrauchen; es sei denn sie werden von Menschen genau dazu programmiert.

Man könnte darauf verweisen, dass Chatbots Fehler machen. Tatsächlich ist es nicht unmöglich, dass Chatbots in Gesprächen tragische Falschinformation weitergeben und damit Menschen in die Irre führen oder zu falschen Entscheidungen verführen. Das passiert seit Jahrtausenden leider aber auch schon durch persönliche Gespräche und durch entsprechende Literatur. Ein Chatbot, der mit korrekter Information gefüttert wurde, wird nicht häufiger Fehler machen, als Menschen; wahrscheinlich sogar weniger. Wie ein Mensch kann auch der Chatbot eine Frage falsch verstehen und deshalb eine unpassende Antwort geben. Die Aussagen Künstlicher Intelligenz sind aber nicht vollkommen willkürlich. Der Rahmen möglicher Antworten wird durch die Programmierung und die eingespeisten Daten weitgehend festgelegt.

Schlussendlich muss man wohl feststellen, dass die meisten Einwände gegen den Einsatz Künstlicher Intelligenz in Theologie und Evangelisation eher ihren verantwortungsvollen Einsatz betreffen als die Technik an sich.

Wenn sich ein Chatbot oder ein anderes System Künstlicher Intelligenz auf die richtigen Daten stützt und verantwortungsvoll trainiert wird, dann werden damit mindestens ebenso häufig korrekte Antworten gegeben, wie in einem Gespräch zwischen realen Menschen. Bewusste oder unbewusste Fehler sind in beiden Fällen nie hundertprozentig ausgeschlossen.

Vorteile Künstlicher Intelligenz in christlicher Arbeit

Verantwortungsvoll gefütterte und begleitete Chatbots stehen, anders als Menschen, jederzeit und überall auf der Erdezur Verfügung, um geistliche Antworten zu geben. Wenn man sie richtig einsetzt können mit ihrer Hilfe noch viel mehr Personen auf den Glauben hin angesprochen und geistlich begleitet werden.

Künstliche Intelligenz ist viel weniger durch Sprachbarrieren beeinträchtigt als reale Menschen. Entsprechend trainierte Chatbots können mit relativ guter Qualität in zahlreichen Sprachen gleichzeitig kommunizieren. Chatbots können nicht bedroht oder gefoltert werden, wie menschliche Missionare. Über das Internet können sie Menschen erreichen, die in ganz abgeschiedenen Regionen der Welt wohnen. Chatbots könnten in vielen Fällen die Vorarbeit für intensive persönliche Begegnungen schaffen und Mitarbeitern christlicher Werke dabei ähnlich verlaufende Routinegespräche abnehmen.

In einer Welt in der ein immer größerer Teil der Kommunikation online stattfindet, können sich Christen nur freuen, wenn hilfreiche und wahre Glaubensinhalte an möglichst vielen Stellen auftauchen und individuell an den jeweiligen Nutzer angepasst werden. Dazu kann Künstliche Intelligenz einen erheblichen Beitrag leisten. Sie ersetzt dabei aber weder den Menschen noch das Wirken des Heiligen Geistes. Wie der Buchdruck oder die Erfindung des Internets erweitert KI lediglich die Möglichkeiten aktiver Christen.

Statt jedes Gespräch einzeln zu führen ist man schon vor Jahrhunderten dazu übergegangen, Predigten vor tausenden Zuhörern zu halten. Auf deren individuelle Gedanken und Fragen konnte man dann verständlicherweise auch nicht näher eingehen. Jesus selbst hat das nicht anders gemacht und auch in der Kirchengeschichte hat sich Gott durch seinen Segen hinter viele Verbreitungsmöglichkeiten geistlicher Wahrheit gestellt. Ebenso lief es mit Büchern, die tausende Menschen gleichzeitig erreichten. Dabei ist es dem Autor ebenfalls nicht möglich, ganz persönlich mit jedem einzelnen Leser zu sprechen oder alle möglichen Missverständnise auszuräumen.

Natürlich werden auch Irrlehrer und Ideologen die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz für ihre Zwecke nutzen. Aufgrund dieses Missbrauchs die positiven Chancen zu verpassen ist aber keine wirklich sinnvolle Option. Weil Meinungen und Interpretationen durch Künstliche Intelligenz noch einmal schneller und weiter transportiert werden, sind die vorherige Reflektion und die von Gebet begleitete Erarbeitung verantwortungsvoller Rahmenbedingungen umso notwendiger.

Bei alledem ist es wichtig, Folgendes anzumerken: Persönliche geistliche Begegnungen werden durch Chatbots nicht ersetzt, sondern lediglich ergänzt. Die Breitenwirkung von korrekten geistlichen Aussagen kann durch KI erheblich erweitert werden. Die Aussagen werden bei verantwortlicher Begleitung nicht automatisch verfälscht, sondern vor allem umformuliert und auf neue Zusammenhänge angewandt. Dadurch können geistliche Antworten sogar noch treffsicherer werden, ohne dass ein Mensch sich jedes Mal über die beste Formulierung Gedanken machen muss.

Auch weiterhin braucht es das Gebet, geistliches und theologisches Ringen, sowie persönliches Engagement, um das Evangelium zu verbreiten und Christen zu fördern. Bei allen berechtigten Bedenken sollten die neuen Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz gleichzeitig aber erkannt und genutzt werden.

 

English Version:

Mission Statement: Chatbots and Theology/Missions

Few fields are evolving as rapidly as Artificial Intelligence (AI), with its future outcomes still largely speculative. Some envision an unprecedented wave of innovation, with AI joining human scientists in tackling major contemporary challenges without fatigue, personal distractions, or labor disputes. There are hopes that AI, if properly trained with the right data, could help solve major global issues such as war prevention, social justice, healthcare improvement, climate change, and political disputes.

Conversely, some predict catastrophic consequences if AI is not strictly controlled, pointing out that AI cannot take responsibility for its decisions, lacks empathy, and reacts without compassion.

Chatbots, a widespread AI application, are text-based dialogue systems allowing interactions with a technical system. They generate responses not found verbatim in their training data but aligned with the underlying convictions, creatively applying existing information to new inquiries, acting as „virtual personal assistants.“

Despite AI’s capacity to mimic human-like responses in many aspects, through applications like chatbots, it’s not limited to summarizing existing information but can create new texts, music, and art, with improving quality as AI capabilities enhance.

For Christians, the use of AI in theology, church work, and evangelism raises questions. The content fed into AI systems, like chatbots, influences their outputs. Proper data selection reflects the operator’s responsibility as demanded by God.

Critics of AI in theology, community, and mission work cite realistic concerns, such as the potential for AI to spread heresies and misinformation, akin to traditional information dissemination methods. Yet, the belief that the Gospel can only be spread through personal interactions is challenged by the fact that people have long been influenced by the words of long-deceased biblical figures and theologians, suggesting that God’s spirit can work through non-personal communication.

The argument that the Holy Spirit only works through humans, not computer programs, lacks conviction considering the belief in an omnipotent God capable of using any medium for His purposes. While chatbots are not „real“ conversational partners, they can creatively formulate and recombine responses without inventing new theology or misusing spiritual statements unless programmed to do so by humans.

Chatbots, like humans, can err, potentially spreading misinformation. However, when fed correct information, they are likely to make fewer errors than humans. Most objections to AI in religious contexts concern its responsible use rather than the technology itself.

Advantages of AI in Christian work include its constant availability worldwide, less impeded by language barriers, and inability to be threatened or tortured, reaching people in remote areas and potentially laying the groundwork for personal encounters.

In an increasingly online communication world, Christians can leverage AI to spread truthful and helpful faith content, supplementing human efforts and the Holy Spirit’s work. AI, like the printing press or the internet, expands the possibilities for Christians.

Personal spiritual encounters are not replaced but supplemented by AI, with responsible guidance ensuring that spiritual statements are not distorted but reformulated for relevance, potentially increasing the accuracy of spiritual guidance without human intervention in phrasing.

Despite legitimate concerns, the opportunities presented by AI should be recognized and utilized, with careful reflection and prayerful establishment of responsible frameworks. Personal prayer, theological engagement, and commitment remain essential for spreading the Gospel and supporting Christians, with AI serving as a tool to broaden the impact of accurate spiritual messages.

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